Habt Ihr auch manchmal das Gefühl: die Welt und unser Leben werden immer schneller, unsicherer, einsamer und beängstigender? Wir sind machtlos und gefangen in einer Tretmühle, in der wir nicht einfach stehenbleiben und innehalten können. Ja, es ist eine absolut stressige Zeit! Und das wirkt sich auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus. Das verlangt nach einer hilfreichen Stressbewältigungsstrategie mit Achtsamkeitsübungen im Wald.
Stress erkennen und abbauen - Tipps und Übungen
Es ist schon klar: wir hören nicht gerne in uns hinein. Wir sind Meister der Verdrängung. Am liebsten ignorieren wir Probleme und wollen keine Schwächen zeigen. Schließlich müssen wir funktionieren und perfekt sein. Wenn wir uns nicht gut fühlen, soll das niemand merken, und so machen wir weiter bis wir seelisch und körperlich krank werden. Stress erkennen und abbauen ist also gar nicht so einfach.
Weil ich das selber erlebt habe, hoffe ich, mit diesen Tipps und Übungen zur Stresserkennung und zum Stressabbau andere Betroffene wachrütteln und vor den Folgen von Stress bewahren zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Stresserkennung und typische Stresssymptome
- Stressreduktion und Stressabbau
- Kraftort Wald und seine heilsame Wirkung
- Außergewöhnliche Kraft der Bäume
- Terpenoide: Botenstoffe der Bäume mit Heilwirkung
- Unterschied zwischen Waldspaziergang und Waldbaden
- Waldbaden "Shinrin Yoku"
- 11 Achtsamkeitsübungen im Wald
- Ruhe des Waldes wahrnehmen und bewusst genießen
- Belebende Wirkung des Wassers spüren
- Beständigkeit und Gelassenheit der Felsen zu eigen machen
- Kraft der Bäume auf Körper und Geist wirken lassen
- Genügsame Waldblumen finden und davon lernen
- Widerstandskraft der Waldpflanzen erkennen und verinnerlichen
- Magie des Waldes entdecken und Freude empfinden
- "Dolce far niente" als Quell des Lebens zulassen
- Artenvielfalt erkennen und gesundes Umfeld schaffen
- Autonomie und Autarkie des Waldes ins eigene Leben übernehmen
- Kontrollverlust des Waldes für sich selbst akzeptieren
Stresserkennung: typische Stresssymptome
Ehrlicherweise würde ich sagen, Stress muss nicht immer schlecht sein: Es gibt durchaus positiven Stress der fordernd und befriedigend sein kann. Gefährlich ist jedoch negativ empfundener Stress, der zu lange andauert und häufig verbunden ist mit Überforderung, Aussichtslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit oder Angst. Dadurch wird unser Wohlbefinden stark beeinflusst, und irgendwann zeigen sich typische Stresssymptome.
Schaut mal, ob Ihr Euch hier vielleicht (schon) wiederfindet:
- Ihr seid ständig nervös und habt Herzklopfen.
- Ihr leidet an Angstgefühlen und Versagensängsten.
- Häufig plagen Euch fiese Muskelverspannungen, Rücken- oder Magenschmerzen.
- Nachts könnt Ihr vor lauter Grübeln und Albträumen nicht schlafen.
- Tagsüber könnt Ihr die Arbeit nicht mehr ertragen, neue Aufgaben bringen Euch völlig aus der Ruhe.
- Ihr seid außer Stande, Euch zu konzentrieren, in Eurem Kopf herrscht ungewohnte Leere.
- Eurem eigenen Anspruch auf Perfektion könnt Ihr nur mehr schwer gerecht werden.
- Entgegen Eurem normalen Verhalten seid Ihr auffällig still oder extrem gereizt und aggressiv.
- Am Wochenende sitzt Ihr lieber alleine zu Hause als Euch mit lieben Freunden zu treffen.
- Ihr habt keine Freude mehr an Eurem Hobby und körperlicher Bewegung.
Stressreduktion und Stressabbau
Glaubt mir, dass Ihr selber meist nicht erkennt (oder wahrhaben wollt), dass Ihr Euch in einem negativen Stresszustand befindet. Wenn Ihr Glück habt, weisen Euch Verwandte oder gute Freunde auf Euren "Verhaltenswandel" hin. Dann solltet Ihr unbedingt darauf hören, Eure Belastung bzw. Überlastung akzeptieren und Eure Situation rasch ändern, also den Stress reduzieren oder zumindest auf geeignete Weise abbauen. Und NEIN: Tabletten sind keinesfalls der richtige Weg!
Zum Stressabbau gibt es drei ebenso einfache wie wirksame Hilfen, die Ihr schnell anwenden könnt (auch wenn es schwer fällt):
- Sagt bewusst "Stopp" im hektischen Alltag und legt eine Pause ein.
- Geht in den nächstgelegenen Wald.
- Nehmt die Waldatmosphäre bewusst wahr und genießt den Augenblick.
Wenn Ihr wissen möchtet, warum der Wald ein absoluter Kraftort ist, welche ganz besondere Fähigkeiten Bäume haben und weshalb wir mit mehr Achtsamkeit durchs Leben gehen sollten, dann lest hier weiter.
Kraftort Wald und seine heilsame Wirkung
Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Aufenthalte und Bewegung im Wald eine gesundheitsfördernde Wirkung auf uns Menschen haben. Durch das Einssein mit der Natur kommen Körper und Geist zur Ruhe. Der Wald hilft uns beim Regenerieren, ähnlich wie ein Schlaf. Und dieser Erholungseffekt setzt bereits nach wenigen Minuten ein!
Außergewöhnliche Kraft der Bäume
Sagen wir es ganz einfach: Bäume sind wahre Wunderwerke der Natur!
- Bäume bieten uns Schutz und spenden kühlenden Schatten.
- So manche Baumart produziert wirksame Heilmittel für unsere Naturapotheke.
- Bei der Photosynthese entnehmen Bäume der Atmosphäre klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (Co2) und geben die Atemluft für Mensch und Tier wieder ab.
Und was keiner gedacht hätte: Bäume verhalten sich ausgesprochen sozial. Sie achten auf ihre Artgenossen und Nachkommen. Wenn beispielsweise Gefahr droht, kommunizieren Bäume miteinander, indem sie verschiedene Duftstoffe absetzen, die sogenannten Terpenoide.
Terpenoide: Botenstoffe der Bäume mit Heilwirkung
Die von den Bäumen verströmten Terpenoide spielen auch für unsere Gesundheit eine große Rolle. Beim Waldspaziergang nehmen wir die botanischen Duftstoffe auf, in der Folge schlägt unser Herz langsamer, das vegetative Nervensystem beruhigt sich, das Immunsystem und die Abwehrkräfte werden gestärkt. Der Blutdruck und das Stresshormon Kortisol sinken.
Medizinisch besonders wirksam sind die Terpenoide der Nadelbäume wie Fichten, Tannen und Kiefern. Wissenschafter haben in Laborversuchen festgestellt, dass der Naturstoff eine Krebs verhindernde und Krebszellen tötende Wirkung besitzt.
Ist das nicht phantastisch!? Und es kommt noch besser: die positive Wirkung auf Euer Wohlbefinden könnt Ihr weiter vergrößern: mit zusätzlichen Achtsamkeitsübungen während eines Waldspaziergangs.
Unterschied zwischen Waldspaziergang und Waldbaden
Immer häufiger fällt im Zusammenhang mit dem Thema Stressabbau der Begriff "Waldbaden". Was genau ist das, und was ist der Unterschied zu einem ganz normalen Waldspaziergang?
Waldbaden "Shinrin Yoku"
Waldbaden ist eine aus Japan stammende Stresstherapieform, "Shinrin Yoku" genannt, bei der man ganz bewusst und tief in die Waldatmosphäre eintaucht, mit dem Ziel der Entschleunigung und Rückbesinnung auf das Wesentliche. Man beachtet und erfreut sich an Kleinigkeiten: an der wohltuenden Stille des Waldes, dem Grün der Blätter, den erdigen Gerüchen, schönen Baumformen, dem Erblühen einer Wildblume oder dem Klopfen eines Spechts. Alle Naturbeobachtungen sorgen für Entspannung, mehr innere Ruhe, Gelassenheit und bessere Stimmung.
11 Achtsamkeitsübungen im Wald
Wenn Ihr Euch das nächste Mal gestresst oder überfordert fühlt, dann verordnet Euch selber eine Pause und spaziert mit offenen Augen, Ohren und all Euren anderen Sinnen durch den Wald. Nehmt die Dinge um Euch herum ganz bewusst wahr. Achtet auch auf Eure Gedanken - und holt Euch zurück ins "Jetzt", falls Ihr ins Grübeln geratet.
Hier findet Ihr 11 Achtsamkeitsübungen. Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, wie Ihr die Waldatmosphäre wahrnehmen und dabei Entspannung, neue Kraft und Zuversicht finden könnt. Ihr müsst also weder alle hier gezeigten Übungen machen noch genau diese. Macht einfach, was Euch gefällt, was Euch Spaß macht und gut tut.
1. Ruhe des Waldes wahrnehmen und bewusst genießen
Wie heißt es so schön: Nichts berührt uns mehr als das Unberührte. Hört Ihr die Stille im Wald? Je tiefer Ihr in den Wald geht, desto stiller wird es. Es ist so absolut ruhig, dass Ihr nur Eure eigene Schritte hört. Alles hier ist friedlich und stressfrei. Kein Straßenlärm, kein Telefon, kein gar nichts.
Genießt diese Stille, nehmt sie bewusst wahr und in Euch auf. Bewahrt die Ruhe des Waldes in Eurem Innersten und holt sie in hektischen Zeiten zurück in Erinnerung.
2. Belebende Wirkung des Wassers spüren
Wasser ist das Element, das uns Leben schenkt. Wie anregend ist es, dem Fluss des Lebens ein Stück zu folgen! Seht, mit welchem Elan sich der Waldbach sein eigenes kleines Rinnsal gebildet hat. Hört, wie kraftvoll und energisch das Wasser den Berg hinab rauscht. Oder ist es eher ein leises und sanftes Plätschern?
So oder so, spürt die belebende Wirkung des Wassers und ladet damit Eure leeren Batterien.
3. Beständigkeit und Gelassenheit der Felsen zu eigen machen
Wenn Ihr durch den Wald spaziert, dann beachtet die Felsen und Steine, wie beständig sie sind und wie unbeirrt sie stets auf der selben Stelle verharren. Ebenso gelassen ertragen sie, dass Moos auf ihnen wächst und Tiere auf ihnen rasten. Trotzdem zeigt jeder Felsen eigene Ecken und Kanten. Macht Euch das zu eigen: selbst wenn sich die Welt um Euch verändert, bleibt beständig, gelassen und Euch selber treu.
4. Kraft der Bäume auf Körper und Geist wirken lassen
Dicke alte Bäume mit rauher Rinde laden Euch ein, sie zu berühren und ihre Kraft zu spüren. Aber auch sonst bieten Bäume eine Menge Stoff zum Staunen. Schaut Euch an, mit welchem Ideenreichtum und Geschick die Wurzeln der Bäume auf umwegsamen Gelände Halt finden. Beobachtet, welche Tiere die Bäume bewohnen oder deren Früchte und Samen als Nahrung nutzen.
Beachtet die Form, Größe und Art der Bäume. Welche Laub- und Nadelbäume seht und kennt Ihr?
Achtet auf den Boden unter den Bäumen: Wachsen frische junge Bäume in der Nähe ihrer Ahnen? Merkt Ihr, wie die Bäume miteinander kommunizieren und sich gegenseitig unterschützen und beschützen? Übernehmt die Kraft und Fähigkeiten der Bäume in Euer Leben: überwindet Verdruss und Widrigkeiten und nehmt die Unterstützung anderer an.
5. Genügsame Waldblumen finden und davon lernen
Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Blumen Ihr im Wald finden könnt. Möglicherweise habt Ihr diese noch nie gesehen. Beachtet und würdigt die genügsamen Waldblumen, die keine großen Ansprüche stellen. Was da ist, reicht.
Lernt von diesen Blumen Genügsamkeit und Anspruchslosigkeit. Zu wissen, dass es nur wenig zum Leben braucht, nimmt viel Stress von Euch ab.
6. Widerstandskraft der Waldpflanzen erkennen und verinnerlichen
Achtet bei Eurem Waldspaziergang auf die Waldpflanzen. Es gibt Zeichen, an denen ihr erkennt, wenn sie gegen Naturereignisse ankämpfen mussten. Kleinere oder größer verwachsene Wunden zeugen von ihrer Widerstandkraft. Verinnerlicht Euch diese Fähigkeit der Waldpflanzen: bei Verletzungen (seelischer und körperlicher Art!) nicht resignieren, sondern stolz sein auf überstandene Verwundungen.
7. Magie des Waldes entdecken und Freude empfinden
Jeder Wald hält eine geheimnisvolle Welt für Euch bereit. Mit seiner Magie, seinen Bäumen und Blättern, dem duftenden Moos und verborgenen Tieren wird der Wald in jeder Jahreszeit zu einer Welt der Abenteuer. Während Ihr Euch bei Eurem Waldbad aktiv mit diesem einzigartigen Lebensraum auseinander setzt, stoßt Ihr vielleicht mal auf eine Wichtel-Höhle, eine Elfen-Blüte, oder einen Zwergen-Bau!
Lasst Platz für Phantasie in Eurem Leben, bleibt neugierig und freut Euch über schöne (magische) Erlebnisse.
8. "Dolce far niente" als Quell des Lebens zulassen
Schaut achtsam in den Wald. Vielleicht bekommt Ihr den Eindruck, als würde hier das süße Nichtstun herrschen. Ist das so? Tut sich im Wald wirklich gar nichts? Und ist Totholz tatsächlich tot?
Im Wald passiert ständig etwas, aber auf ganz unspektakuläre Art und Weise: Überleben, neues Leben, Versorgung, Wachstum, Schutz. Schädliches Co2 wird zu Atemluft und Totes zum Quell neuen Lebens.
Erlaubt Euch selber immer wieder, ruhige Momente zu genießen, um gesund und fit für neue Herausforderungen zu bleiben.
9. Artenvielfalt erkennen und gesundes Umfeld schaffen
Beachtet, wie viele verschiedene Pflanzen- und Tierarten es im Wald gibt. Die große Vielfalt ist verblüffend. Wie viele Baumarten seht Ihr, welche Sträucher und Blumen gibt es? Habt Ihr bemerkt, wie viele unterschiedliche Farne, Moose und Pilz-Arten es gibt? Und wie viele Grünschattierungen der Wald bietet?
Welche Vogelarten erkennt Ihr und wie viele hört Ihr singen oder "klopfen"? Je günstiger die Gegebenheiten und Umstände im Wald, desto besser kann sich die Artenvielfalt entwickeln.
Schafft Euch ein gesundes Umfeld, um Euch (weiter)entwickeln und gute Leistungen erbringen zu können.
10. Autonomie und Autarkie des Waldes ins eigene Leben übernehmen
Was liegt da am Boden auf dem Moos? Welche Samen seht und erkennt Ihr? Sind es viele oder eher wenig? Welcher Baum wächst hier vollkommen selbständig?
Sieht der Wald, durch den Ihr gerade spaziert, wie von Menschenhand "gepflegt" aus, oder wächst alles ungehindert? Liegt Laub und totes Holz auf dem Boden? Schön, wenn es ein naturbelassener Wald ist. Je weniger Eingriffe durch den Menschen, desto besser für den Wald.
Der Wald sorgt für sich selber, aber auch für seine Nachkommen und Bewohner. Übernehmt diese Fähigkeit des Waldes in Euer Leben, befreit Euch von unnötigen Einflüssen und Abhängigkeiten.
Seid zufrieden mit dem was ihr habt, lebt und lasst leben, und strebt nicht nach (unnatürlicher) Schönheit und Perfektion. Genießt das Leben.
11. Kontrollverlust des Waldes für sich selbst akzeptieren
Achtet während Eures Spaziergangs darauf, wo und wie der mächtige Wald seine schutzlose Seite zeigt. Was hat der Wald nicht unter Kontrolle? Seht Ihr achtlos weggeworfenen Müll? Hört Ihr eine fremde Lärmquelle? Abdrücke von Schuhen, die frische Pflanzen zerstörten? Eine abgebrannte Feuerstelle? Jeder Aufenthalt im Wald wirkt auf Pflanzen und Tiere ein. Einzelne, kurzzeitige Störungen verkraftet der Wald. Häufige, zu lange und zu intensive Störeinflüsse dagegen können zu schweren Belastungen im Lebensraum Wald führen. Und interessanterweise sind es meist andere Menschen, die das Chaos beseitigen, als die, die es verursachen.
Haltet Euch vor Augen, dass sogar der mächtige Wald verletzlich sein kann, was kein Zeichen von Versagen oder Schwäche ist. Akzeptiert, dass auch Ihr nicht immer alles unter Kontrolle haben könnt und es nicht verwerflich ist, manchmal auf die Hilfe andere angewiesen zu sein.
So, Ihr Lieben, jetzt ab in den Wald, tief durchatmen und sich am Leben freuen!
Textquellen zur Gesundheitswirkung des Waldes, siehe nachstehende Downloads:
Ciao ciao! Bleibt gesund.
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Eure Erfahrungen?
Geht Ihr gerne und oft in den Wald, oder eher selten? Fühlt Ihr Euch danach auch glücklicher, entspannter und zufriedener? Seid Ihr nach einem Waldspaziergang besser aufgelegt und motivierter als zuvor? Ich freue mich über Euren Kommentar.